20.04.- ca. 01.05.2011 "Rund um die Adria" (8er & Alpina)

  • Wenn 8er eine Reise tun, dann kann man was erleben - so oder ähnlich wird am Ende zusammengefasst werden, was in den 14 Tagen auf der Tour entlang der östlichen Adria alles geschah. Der Tross, der sich in Neu-Ulm zur Reisegruppe zu formieren begann, enthielt immerhin 4 8er und einen Kofferraum voller Ersatzteile für die mitreisenden Methusalems.
    Vorab: die Ersatzteile sind unberührt wieder bis nach Wernau gefahren worden, diverse Längen Tüddeldraht und Seidenstrumpfhosen wurden unterwegs jedoch benötigt.


    Weitere Weggefährten waren diverse Fahrzeuge aus der Buchloer Manufaktur, darunter je 1x E38 B12 6.0, E46 B3 Cabrio, E36 B3 Cabrio, E64 B6S Cabrio sowie ein Materialwagen des Typs F10 mit Treckermotor (der heimliche Star mit Röntgenblick und Yps-Augen, die um die Ecke gucken).


    Auf dem Weg an die Adria verbrachten wir einen gemeinsamen Abend bei einer Jause in der Nähe von Klagenfurt um am nächsten Tag durch die Julischen Alpen das letzte Zipfelchen Italien an der Adria anzusteuern.





    Auf dem Weg dahin fand man eines der größten Tropfsteinhöhlensysteme der Welt bei Postojna in Slowenien sehenswert und war froh, dass man nach lustiger Zugfahrt in die Kälte anschließend die beinahe sommerliche Sonne genießen konnte.



    Das Tagesziel war Triest - einst Österreichs Hafen zum Mittelmeer, dann lange Zeit an der Lightversion des eisernen Vorhanges im Schattenreich gelegen, in der Zwischenzeit sich mediterran und wohlgenährt präsentierend.




    Für die Fahrt in die Stadt musste man sich einen Abhang hinunterstürzen. Die Entscheidung dafür italienische? Taxifahrer mit? Führerschein auszuwählen war zwar nicht unbedingt nervenschonend, jedoch eine unterhaltsame Achterbahnfahrt, die vor allem auch die Sorge um die eigenen heiligen Blechle nahm.


    So verging der erste Abend in stimmungsvoller Atmosphäre wie im Fluge. Die Sissi nahm das mädchenhafte Gegacker mit eiserner Gelassenheit.



    Im Blindfluge und mit Beistand von ganz oben brachten uns die vorerwähnten Meister der engen Gassen wieder zurück ins Hotel, von wo aus die Reise am nächsten Tag Richtung Kroatien führte.


    Der Tag begann mit einem ausgezeichneten Frühstück und nach kurzer Fahrt, noch in Slowenien mit dem ersten Aufreger in Form eines dampfspeienden 8ers. Wer denkt, dass hier der erste M70 das Wasser nicht mehr halten konnte, liegt falsch.



    Tatsächlich entließ unser M62 nach kurzem Sprint einen nicht unerheblichen Teil seines Kühlwassers durch eine neu enstandene Öffnung an der Zusatzwasserpumpe. Nach kurzer hektischer Betriebsamkeit (nicht jeder brauchte einen Stuhl) und unter Zuhilfenahme einiger entbehrlicher Teile aus dem Sortiment der Gebrüder Mannesmann war das Schnauferl wieder dicht und wir konnten unsere Reise fürderhin ohne Heizung fortsetzen. (die letzten beiden Bilder von Oliver/Marc)




    Irgendwann am selben Tag entwickelte sich, vermutlich aus Solidarität, ein beeindruckendes Gewimmer von der Hinterachse eines der mitreisenden B12, was zur Aufteilung der Gruppe führte. Der 8er Teil besuchte die Staus von Rijeka und die dortige BMW Niederlassung, während sich der Rest der Truppe mit Old Shatterhand und Winnetou am Silbersee (Plitvicer Seen) vergnügte. Nachdem sich der Ölstand des Differentials entgegen den Befürchtungen als ausreichend hoch erwiesen hatte, wurde beschlossen, das zunehmend lautere Geheule für den Rest der Reise einfach weitestgehend zu ignorieren. Wie sich am Ende herausstellen sollte, war das auch gut so :lol:


    Nicht eingeplant, aber eben auf dem Wege liegend war das Städel Zadar, früher mal venezianisch, dann k.u.k. österreichisch, zwischendrin französisch, plötzlich italienisch und heute blühender Seehafen in Kroatien mit Jachten, die denen an der Coté d´Azur um keinen einzigen Meter nachstehen sowie Strassenbelägen, die dem kleinsten Mitfahrer die Freudentränen in die Augen trieben, sich aber bei Regenwetter als durchaus tückisch herausstellen könnten :laugh:



    Ziel des Tages war Split, welches am folgenden Morgen zu Fuß erkundet werden wollte.




    Man traf sich dort zum Zehen polieren, aber auch zum allerletzten Abendmahl. Wer sich schwindelfrei fühlen wollte, konnte seinen Blick über die Altstadt und den Hafen schweifen lassen.




    Auf dem Markt gab es alles - sowohl für den Touristen als auch für den örtlichen Kükengourmet.





    Weiter ging die Reise entlang großartiger Küstenszenerie bis zum nächsten Grenzposten auf dem Weg nach Dubrovnik, der uns für ein kurzes Stück im Transit durch Bosnien und Herzegowina führen sollte.




    Irgendein älterer Herr kam auf die Idee, vielleicht einfach links durch die Berge zu fahren, um en passant noch ein weiteres Weltkulturerbe mitzunehmen, da dies ja nur etwa 60km fernab des eigentlichen Weges zu finden sei. Nach ca. 150km und gefühlten drei Stunden Fahrt erreichten wir Mostar welches an vielen Stellen noch schwer gebeutelt von den kriegerischen Auseinandersetzungen der 90er Jahre ist.





    Die im Krieg total zerstörte Altstadt und Brücke präsentieren sich heute aber wieder im touristischen Gewand.





    Zu später Stunde, kurz vor 23 Uhr erreichte der Troß nach diversen weiteren Grenzübertritten schließlich Dubrovnik und wie durch ein Wunder fand sich noch ein Yachtclub, der mal eben für 15 Gäste Küche und Grill erneut anheizte, so dass auch dieser ereignisreiche Tag einen magenfüllenden Abschluss fand.
    Unser kleines Schlösschen für zwei Nächte:



    Dubrovnik, die Perle der Adria war im Jugoslawien-Krieg ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, erstrahlt inzwischen jedoch wieder in altem und ganz neuem Glanz.



    Gelegenheit unartige Kinder wegzusperren gab es genügend



    wer dann immer noch nicht spuren wollte, wurde nach Italien geschossen





    Mehrmals täglich versuchen Kreuzzügler die Stadt zu rammen, die abgebildete Costa Fortuna war, wie sich später noch zeigen wird, nicht unbedingt der größte Dampfer in der Adria.



    Trotz aller EU-Gelder, die für den Wiederaufbau Dubrovniks lockergemacht wurden, hat es für ein Geländer nicht an allen Orten gereicht:



    Dass es sich durchaus lohnt, auch einmal die Fahrzeuge stehen zu lassen, zeigt diese Szenerie, die wir auf dem Weg von der Altstadt zum oben abgebildeten Hotel einfangen konnten - einfach atemberaubend schön.



    Bei strahlendem Sonnenschein sahen wir am darauffolgenden Tag Dubrovnik in der Ferne verschwinden.



    Wieder musste eine Grenze passiert werden und die Montenegriner beharrten darauf, dass grüne Versicherungskarten und eine Öko-Maut außerhalb der EU, zumindest zum Zwecke der Generierung zusätzlicher Einnahmen, verpflichtend seien. 25 Euro später führte unsere Reise rund um die malerische Bucht von Kotor nach Sveti Stefan, wo bei herrlicher Kulisse unter freiem Himmel aufgetischt wurde.




    Der Weg sollte an diesem Tag noch in die vermeintlich finstersten Ecken der Mittelmeerküste führen, nicht jedoch ohne zuvor noch eine Weile an der Grenze zum Land der Skipetaren, Albanien zu bibbern.




    Bis hier war doch alles phänomenal gut gegangen, es herrschte allerbeste Laune im Team, was sollte einen in Albanien schon noch groß erschrecken können?


    Eigentlich nichts :D
    Doch davon mehr im nachfolgenden Teil des kleinen Reiseberichtes.


    Grüße
    Reinhard

  • Unsere Reise endete gestern Nacht um 1:30 Uhr. Waren kurz nach der Adria-Tour noch in Berlin. Unsere Augen können nichts mehr aufnehmen, so wunderschön waren die letzten 3 Wochen und so sauber wie momentan waren meine Hände schon lange nicht mehr.
    Vielen Dank an Armin und Kuhni und auch an alle die mitgewirkt und mitgefahren sind.:top:

  • Zu fortgeschrittener Stunde, eigentlich mitten in der Nacht erreichte unser Tross mit bereits einigen Eindrücken von Land und Leuten die albanische Hauptstadt Tirana.


    Am Wegesrand fanden wir so ziemlich alles, was die Zivilisation nicht mehr zu gebrauchen schien - in rauen, geradezu irritierenden Mengen. Man konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Albanien durchgängig als Müllkippe missbraucht würde.



    Der gute Stern hat in Albanien einen nicht zu überbietenden Ruf. Meinem Gefühl nach 80% oder mehr der PKWs waren entweder 190er, W123 oder W124 Daimlers.




    Wer schon einmal in Kairo mit dem Auto unterwegs war, kann sich ungefähr vorstellen, wie es in Tirana auf den Straßen zuging. Abgesehen von vollständiger Obstipation galt weitestgehend das Faustrecht bzw. wer bremste zog eben den Kürzeren. "Augen zu und durch" war daher die Devise und wie durch ein Wunder führte uns das F10 Navigationssystem zumindest in die Nähe des ausgesuchten Hotels. Alle anderen Navigationssysteme glänzten hier mit drolliger Unkenntnis. Einzig ein im Handschuhfach eingeschlossenes TomTom hätte den Weg noch genauer gewusst. Doch warum im Handschuhfach eingeschlossen?


    Kurz nach Grenzübertritt erreichte der Fuhrpark aus Deutschland eine einspurige Brücke, auf der ebenfalls der Klügere nachzugeben hatte, was in einer gewissen Wartezeit resultierte. Diese Wartezeit wurde von einer Horde gut trainierter Kinder genutzt, um alles Mögliche sicht- und denkbare aus den heranrollenden Autos zu erbetteln. Nur zu offensichtlich standen die "Eltern" der Kinder am Straßenrand und sahen den Kleinen beim arbeiten zu. Allerdings war das Betteln nicht die Variante, die Mitleid erregte, sondern eher diejenige, die einen dazu veranlasste alle möglichen Türen sicher zu verschließen.... ach ja, da war doch noch was. Der Kofferraum des 8ers lässt sich stets öffnen, es sei denn man schließt das Handschuhfach ab. Wenn man nur einen Schlüssel greifbar hat (den anderen zum Beispiel im Handschuhfach lagert) dann kann man während der Fahrt nur schlecht an die gesicherten Artikel herankommen. So blieb das TomTom während unserer Fahrt durch Tirana eben sicher verstaut. ;)


    Was ebenfalls sofort auffiel war eine ungeahnte Hilfsbereitschaft - ein Tankstellenwärter erklärte nicht nur den restlichen Weg zum Hotel, sondern ließ es sich nicht nehmen, die Kolonne bis direkt zum Ziel zu führen. Selbst wenn wir an diesem Punkt noch geringes Interesse an einer weiteren Fahrt in die überschäumende Stadt am nächsten Morgen gehabt hätten, machte uns eine erneute Inkontinenz, wieder an einem Fahrzeug mit Gießener Kennzeichen, dieses Mal jedoch einer in der Farbe Blau, einen Strich durch die Rechnung.


    Wie noch zu fortgeschrittener Stunde festgestellt werden konnte, war ein dem Anscheine nach neuwertiger Wasserschlauch direkt vor der Wasserpumpe geplatzt - glücklicherweise geschah dies erst nach Ankunft im Hotel während das Auto bereits stand!


    Es deutete sich irgendwie ein verlängerter Aufenthalt in Tirana an, da dieses Malheur nicht gerade mit Tesa und Tüddeldraht zu beheben schien.


    Der nächste Morgen und ein paar Übungen in Gebärdensprache führten ein teils sprach- zumindest aber sachkundiges Komitee zu diversen Werkstätten "um die Ecke", in welchen der Begriff Hebebühne noch ein Fremdwort, Mercedes W123/W124 und Kühlerproblem jedoch zum täglichen Vokabular gehörte. Innerhalb nur einer Stunde hatte eine Abordnung aus fleißigen albanischen Händen zu deren größten Freude nicht nur das Leck geflickt, sondern auch noch den Tross der Reiselustigen wieder auf den Zeitplan gehoben - abzüglich der Stadtbesichtigung in Tirana ;)



    Gelacht haben wir viel... hierzulande hätte man vermutlich zwei Stunden auf den ADAC warten müssen, der dann ein Abschleppunternehmen beauftragt hätte, um das Fahrzeug in die nächstgelegene unfähige Werkstatt zu schleppen, wo um diese Uhrzeit niemand mehr gearbeitet, das Teil nicht vorrätig gewesen und überhaupt ein Termin erst in zwei Wochen frei geworden wäre...


    In einem Land in dem die Kunst der Improvisation eine schiere Notwendigkeit ist, stellen sich auf den ersten Blick unüberwindbare Probleme als geradezu einfache Übungen heraus. An dieser und anderen Stellen hat uns vor allem aber die Fingerfertigkeit, der Erfindungsreichtum sowie das "Händisch und Füßisch"-Sprachtalent von Thomas vor dem Stillstand bewahrt.



    Durch die immer noch schroffe Landschaft näherten wir uns dem südlichsten Zipfel Albaniens an - ein wenig Regen und unfassbar staubige Ecken wie zum Beispiel die Stadt Vlorë hatten die Kolonne gekennzeichnet:




    Sarandë als letzter in der Entwicklung befindlicher Vorposten zu Griechenland, bestand fast nur aus Betongerippen, zum Teil wohl in einem Erdbeben der Vergangenheit umgefallen und dann eben verlassen:




    Die letzten paar Kilometer zum Zielort fanden wir uns auf einer den Berg abgerungenen Schotterpiste wieder, die zur Streckenmarkierung Armiereisen mit wechselnden Mengen an Flatterband aufwies. Bei Dunkelheit sollte man hier vorsichtshalber nur mit Vollgummireifen entlangfahren.



    Wir erreichten schließlich, einen Steinwurf von der Grenze zu Griechenland, die traumhafte Villa Livia direkt neben den Ruinen der altertümlichen Stadt Butrint. Heute eine nahezu menschenleere Gegend, jedoch vor fast zweitausend Jahren eine blühende Stadt mit bis zu 20.000 Einwohnern.




    Nach einem ausgezeichneten und unerwarteten Abendessen, erwartete uns der nächste Tag mit weiteren Genüssen für alle Sinne. Ein aus dem Gebirge mit bis zu 8 m³/Sek. aufsteigender Fluss bot dieses unbeschreibliche Farbenspektakel...



    ... und die Stadt Gjirokastra mit ihrer unglaublich verwinkelten Altstadt und unfassbar steilen Sträßchen birgt nicht nur Zeugnisse aus der alten osmanischen Vergangenheit, sondern auch aus der des kalten Krieges.





    Was bis hier nicht klein zu bekommen war, hielt auch den Rest der Strecke durch. Doch, welch Ungemach - der dritte 8er mit dem wimmernden Differential und Gießener Plakette präsentierte sich nach dem Gerüttel über die Katzenköppe nun doppelt malad.



    Ratlosigkeit setzte ein. Aber nur ganz kurz :D


    Wenn Daggi das Ding zum fliegen bringen kann...



    und der olle vergammelte W123 nicht verzagt...



    Dann findet sich auch im finstersten Winkel des letzten Zipfels von Albanien eine Fachwerkstatt



    Zugegebenermaßen war der äußere Eindruck vielleicht etwas weniger vertrauenserweckend, aber mehr als ein Schweißgerät und eine Hebebühne (vorzugsweise nicht in der gezeigten Art) wären ja schon hilfreich...



    ... nur eine Stunde schweißen ohne Brille später war auch das letzte "kleine" Malheur behoben - die Gesichter sprechen Bände:



    Der Abend in unserer kleinen Villa war daher wiederum nur von Freude über den schönen Tag und die aufregenden Erlebnisse geprägt



    Ein letzter Teil der Reisereportage folgt nach.


    Grüße
    Reinhard

  • Die äußerst spannenden "Autobahnpolizei in Action" Sendungen, in welchen notorische Drängler oder zeitungslesende Brummifahrer mit erhobenem Zeigefinger zur Einhaltung der StVO angehalten werden, wirken wie hausgemachte Super 8 Filme gegen das ganz große Hollywood-Kino auf Albaniens Schnellstraßen.
    Da steht auf dem Mittelstreifen auch schon mal einer, der ein zappelndes Karnickel zum Verkauf feilbietet, oder es zwängt sich ein Mofafahrer zwischen den Leitplanken von "Überholspur" zu "Überholspur"... Ach ja, natürlich kann einem auch ein Eselskarren in der "falschen" Fahrtrichtung entgegenkommen.



    Irgendwo stand zu lesen, dass man Albaniens Straßen des Nachts besser meiden solle. Irgendwie habe ich Verständnis dafür :D


    Die altgedienten Computerfreaks unter uns kennen sicher noch das Spielchen mit dem waghalsigen Frosch:



    Das hat bestimmt ein Albaner programmiert... ;)


    Gerade im Februar diesen Jahres ist das britische TopGear Team ebenfalls in Albanien unterwegs gewesen - man hat keine Kosten und Mühen gescheut und versucht einen Baby-Rolls, eine neue S-Klasse und einen "Bentley" im Land der Untertürkheimer Sterne auf Herz und Nieren zu prüfen. Nachstehend eine kurze Episode der Erlebnisse von Clarkson & Co auf dem Weg von Butrint nach Sarandë:



    Top Gear in Albanien - (23MB, AVI)


    Natürlich fiel auch den Herren von der Insel auf, dass mehrheitlich Made in Germany auf den Straßen zu finden war:



    Der gute Stern - (8MB, AVI)


    Um von Butrint nach Griechenland zu gelangen muss ein eher kleiner Kanal von vielleicht 100 Metern Breite überquert werden. Die alten Römer und Griechen hatten sicherlich eine Brücke an dieser Stelle, heute findet sich jedoch nur eine aus Tüddeldraht, losen Brettern und vermutlich leeren Ölfässern zusammengedengelte "Fähre". Nachdem Charon von jedem einen Obolus erhalten hatte, startete die lustige Fahrt auf dem zusammengebundenen Schwemmgutkahn.




    Auch die Herrschaften von der Insel ließen es sich nicht nehmen, diese Art des auf dem Wasser Wandelns, sicherlich sehr zum Schrecken der Versicherungsagenten auszutesten.



    Seelenverkäufer - (14MB, AVI)


    In der Zwischenzeit hat Charon allerdings bereits einen moderneren Hocker, wenn auch nur in marginal besserem Zustand erhalten.



    Nur wenig später erreichten wir in Igoumenitsa den mehr oder weniger nordwestlichsten Zipfel Griechenlands und damit auch die größte Entfernung vom jeweiligen Startpunkt. Viel gibt es von dieser Zwischenstation nicht zu berichten - Wikipedia weiß allerdings, dass hier die Autobahn A2, die bis an die türkische Grenze führt, beginnt.



    Thomas entdeckte dort sinnvolles Tuningzubehör, welches vermutlich auch die finsterste griechische Nacht taghell beleuchten würde:



    Die nur kurze Überfahrt endete bei mittelmäßigem Wetter in der klassischen Vorsaison auf Korfu



    Dort wurde die freie Zeit genutzt, auch am letzten mitfahrenden 8er schwerwiegende Mängel zu beheben...



    ... und am Ende aller Straßen ein aufgegebenes Bergdörfchen samt überschäumendem Frühling zu bestaunen




    Irgendwie gelang es trotz aller Bemühungen nicht, ein angeblich ganz leicht zu lokalisierendes Dörfchen namens Λάκωνες aufzutreiben und so fuhr die Truppe eigentlich recht ziellos in die anbrechende Dunkelheit, um sich immer wieder von den Routenvorschlägen Einheimischer und verirrter Navigationssysteme im Kreise herumführen zu lassen.


    Das hätten wir gerne sehen wollen:



    Immerhin bekamen wir zu später Stunde im Hotel noch etwas zu essen :lol:


    Der folgende Tag war dazu ausersehen, das Achilleion, einst k.u.k. Sommerresidenz von Romy Schneider, pardon, Elisabeth von Österreich zusammen mit Hunderten anderer kitschverliebter Romantiker einen Besuch abzustatten.



    Neben leidenden und stolzen griechischen Helden


    zeichneten Glanz und Gloria aus vergangenen Zeiten sowie das besondere Flair der mediterranen Landschaft diesen hübschen Flecken aus.



    So früh am Tag waren nur wenige Füße müde. Daher nahm man noch ein klassisches griechisches Postkartenmotiv, Vlacherna, direkt in der Einflugschneise des Flughafens von Korfu, der zu dieser Zeit allerdings im Dornröschenschlaf lag, in den touristischen Tagesablauf auf.




    Zurück in der "Zivilisation" scheint es unvermeidlich ein internationales Kaffeehaus anzutreffen. Die dortige Terrasse bot allerdings den unbestreitbar besten Blick über die Gegebenheiten.



    Wieder mal im Hafen versuchten Theseus Armin und sein treuer Mitsegler Odysseus Kuhni die für die nächste Nacht vorgesehene Überfahrt nach Venedig in trockene Tücher zu bringen. Allerdings schien dies nicht weniger leicht zu sein, als sich im Labyrinth von Knossos für eine Richtung zu entscheiden. So kam es, dass wir das Hafengelände von Korfu recht ausgiebig zu Gesicht bekamen.



    Am Ende sollte es aber auch noch für einen Rundgang durch das malerische Städtchen Korfu reichen. Bilder haben sich davon in unserer Kamera nicht gefunden, es war aber ein hübscher Spaziergang und ein sehr lustiges Abendessen, zumindest solange die Rechnung nicht diskutiert werden muss :laugh: Wir haben uns sauber über den Tisch ziehen lassen, aber wie sagt man so schön: "Spaß kost´ was!"


    Aus mir nicht näher in Erinnerung gebliebenen Gründen (ans frühe aufstehen erinnere ich mich ungerne) sah man uns mitten in der Nacht schon wieder am Hafen stehen



    Hier jedoch nochmals eine kleine Zäsur bis ich den allerletzten Teil der Reise aus den Kameras gezerrt habe.


    Grüße
    Reinhard

  • Hallo Reinhard,


    dieser Reisebericht läßt, die zugegebenermaßen noch recht frischen Eindrücke, direkt wieder aufleben.


    Danke für diesen überaus kreativen Bericht und deine Mühe:top:


    Kuhni

  • Auf, auf also!
    "Früher Vogel, kannst mich mal" heißt das eigentlich, aber irgendeine gemeine Seele hatte "letzter Check-In 4:30" auf unsere Fährtickets geschrieben. Wir hätten das natürlich ganz genau so machen können, wie die ganzen anderen Griechen und erst nach Ankunft des Schiffes aus dem Bett krabbeln, aber wir wären wohl nicht wir, wenn wir das geschriebene Wort nicht geachtet hätten.



    Da standen wir also und machten ein paar Stunden lang Faxen im menschenleeren Hafen von Korfu. Ach ja, irgendwann rauschte dann eine Polizeieskorte vorbei und meinte, dass wir uns besser hinter die zwischenzeitlich am richtigen Ort Schlange stehenden Griechen einreihen sollten, wenn wir noch nach Venedig wollten. Irgendwie hatten diese dann plötzlich auch alle Zettel in der Hand, denen Armin und Kuhni tags zuvor stundenlang hinterher geirrt waren - man hätte einen Faden mitnehmen sollen :roll:



    Ägäischblau!


    Über den Tag an Bord gibt es keine Worte zu verlieren. Alle waren hundemüde und hingen in den Seilen, es regnete und zu sehen gab es nix.
    Darum war es gut, dass wir uns kaum 28 Stunden später, irgendwie 1000km weiter nördlich, bei Kaiserwetter an die Lagune von Venedig herantasteten und so schon gleich eine Stadtrundfahrt bis zum Canale Grande hinter einem schwimmenden Hochhaus bekamen.





    Ein weiterer Dampfer der Größenklasse sozialistischer Plattenbau dümpelte bereits vor Ort herum.



    Meine Überraschung war nicht ganz klein, zurück in Gießen davon zu lesen, dass es sich um die auf ihrer Jungfernfahrt befindliche Carnival Magic handelte. Auf einem Bild der Focus-Fotostrecke sind wir auch drauf :lol:



    Der Kahn hat 128.000 BRT und fasst nicht weniger als 4600 Teilzeithäftlinge. Die vor uns her- und abends wieder wegschippernde MSC Musica mit 89.600 BRT ist mit 3000 zahlenden Kunden vollgestopft. Der Costa Fortuna Plattenbau von weiter oben (Dubrovnik) ist mit 105.000 BRT und knapp 3500 Passagieren angegeben. Abends gab es dann noch die Nieuw Amsterdam mit 86.000 BRT für "nur" 2000 Dauerhungrige zu bestaunen. Gemessen an den Monstern der Karibik sind es aber doch alles nur kleine Jollen :D



    Ausgeschifft wurde nach elendiger Warterei und schon hieß es Abschied nehmen von einem Teil der Reisegruppe, in deren Zeitplan Venedig nicht mehr eingebunden werden konnte. Das war dann der alles andere als traurige Rest, der sich noch zwei Tage in Italien verlustieren durfte:



    Thomas und Sabine bei Liegestützen und Kniebeugen durchs Schiebedach die zur Verringerung des Frontalwachstumes nötig schienen :aetsch:




    ... als ich das letzte Mal in Venedig war, war ich etwas kleiner als ein halber vertikaler Engl, meine Erinnerungen sind daher nur bruchstückhaft, aber ich kann euch versichern: es hat sich nichts verändert und die Preise sind inflationsbereinigt sicher auch nicht geringer geworden :lol:


    Hier ein Schnelldurchlauf durch all die Dinge, die noch am alten Platz zu finden sind:


    Canale Grande


    Basilica San Marco und Dogenpalast


    Markusplatz


    In der Basilika


    Campanile & nochmal Palast



    Uns bekannte Touristen, die beim ihnen bekannten Touristen fotografieren fotografiert werden


    Hier wohnte Canaletto, ist aber nicht derselbe Canaletto, der das Bild daneben gemalt hat; ist auch nicht Venedig, sondern nur im übertragenen Sinne Florenz



    Blick von der und auf die Rialtobrücke


    Nicht Pisa aber krumm.


    Ich hab so das Gefühl, dass ich schon wieder nicht fertig werde...


    Der allerallerletzte Teil folgt daher morgen. ;)


    :winkwink:
    Reinhard

  • Als vorweggenommene Geburtstagsüberraschung gab es auch noch eine klassische Gondelfahrt für uns und insbesondere Daggi.



    Schön fand ich, dass Maxl extra nach Venedig gekommen war, um uns den singenden Gondoliere zu geben :D



    Da Venedig die alte Heimat von Lucia ist, hatten wir das Glück den letzten Tag des Urlaubes im familiären Umfeld und bei italienischer Gastlichkeit verbringen zu dürfen. Unsere venezianische Villa war ein herrlicher Abschluss der Reise.




    Einen Tag durften wir aber noch das Hinterland Venedigs erkunden.


    Noale


    Tolle Straßenmalerei, wahrscheinlich ein Aprilia-Scherz :lol:


    Hierfür lag einer auf dem Bauch...


    Asolo


    Ein toller venezianischer Landsitz, den Namen hat der Alzheimer geraubt.


    So gefiel es uns noch besser!


    Villa Emo


    Ich könnte noch bestimmt tausend weitere Bilder, aber...


    ...irgendwann ist dann aber doch der Moment der Abreise gekommen,


    doch halt... so ganz ohne etwas kann man ja keinesfalls nach Hause kommen


    ...natürlich passt das alles noch rein - die Butter unter den Sitz, da ist's nicht so warm :laugh:


    Impressionen vom Weg zurück:


    Auf der alten und unter der neuen Brenner Passstraße,


    ein Raumschiff in Innsbruck,


    und zu guter Letzt noch ein neues Bild von "Gästen im Hof"


    Zuhause angekommen wurden die Schätze des Eroberungsfeldzuges in Venetien erst einmal gesichtet:


    Es braucht sich aber keiner zum Testen anmelden - ist alles schon weg :aetsch:


    Mir sind nun tatsächlich die Bilder und auch die Worte ausgegangen - es waren wirklich erlebnisreiche 14 Tage, die einen riesigen Spaß gemacht haben und eigentlich gar nicht zu Ende hätten gehen dürfen. Unser Dank geht an alle Mitfahrer, die diese Reise zu einem unvergesslichen gemeinsamen Erlebnis gemacht haben - wir freuen uns schon auf die nächste große 8er und Alpina Tour!


    Ganz großer Applaus an dieser Stelle nochmal für Armin, der sich stets um das Wohlergehen der Mitreisenden sorgte, auch wenn das nicht immer einfach gewesen sein kann.


    Grüße & Dank
    Reinhard & Beate


    ... hier hab ich dem Thomas die Haar´ verwuschelt und er hat nix gemerkt :D

  • Reinhard, Deine Reiseberichte stehen die von Michael Palin nichts mehr nach. Es ist ein Genuss die zu lesen und die Bilder vermitteln einen der Eindruck selbst dabei gewesen zu sein. Vielen Dank für die (mit sicherlich sehr viel) Arbeit und Zeit die Du dafür investiert hast! :top:

    Gruß,
    Steve

  • Zitat von steve;88799

    Reinhard, Deine Reiseberichte stehen die von Michael Palin nichts mehr nach. Es ist ein Genuss die zu lesen und die Bilder vermitteln einen der Eindruck selbst dabei gewesen zu sein. Vielen Dank für die (mit sicherlich sehr viel) Arbeit und Zeit die Du dafür investiert hast! :top:

    Gruß,
    Steve


    Auch von meiner Seite recht herzlichen Dank für die passenden Worte zu den vielen tollen Bildern.


    P.S.
    Wollte mal nachfragen, ob es eigentlich / bereits eine DVD mit Bildern von der 2010er Tour gibt? Hätte starkes Interesse.

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